Gedanken zur Analogfotografie

Egal wo hin man schaut, der Trend zurück zum analogen ist in den letzten Jahren immer größer geworden und zugegebenermaßen, bin ich selbst auch nicht davon abgeneigt. Es gibt einige gute Gründe warum das sinnvoll sein kann – und das nicht nur in Bezug auf die Fotografie.

Als ich vor gut 18 Jahren angefangen habe E-Gitarre zu lernen, habe ich auch sofort versucht mir einen eigenen Verstärker zu bauen, Bei den ersten Recherchen bin ich sofort auf die Frage gestoßen: Transistor oder Röhre? Lange hab ich nicht verstanden warum eigentlich ein Röhrenverstärker besser klingen soll.

Im laufe meines Elektrotechnikstudiums hab ich nach und nach begriffen, warum das so ist. Spannend dabei ist, dass der Effekt welcher dafür verantwortlich ist, nicht nur für Audiosignale gilt, sondern auch Bildsignale. Das empfinden für Harmonie, ist einheitlich in der Natur und betrifft alle Sinnesorgane. Das hat etwas mit den Oberwellen zu tun, die entstehen, wenn Signale verzerrt werden. Technischer soll es an dieser Stelle aber nicht werden. Was ich eigentlich damit sagen möchte, es gibt auch eine rationale Erklärung, die sich naturwissenschaftlich begründen lässt.

Es gibt noch dutzende weitere Gründe warum Plattenspieler, Röhrenverstärker (auch im HiFi-Bereich) und Analogkameras sich einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Seien sie objektiv oder subjektiv, viele haben ihre Daseinsberechtigung. Wenn ich zuhause eine Schallplatte auflege, ist es für mich etwas besonderes, nicht einfach stumpfer Konsum. Die Musik tritt in den Vordergrund. So ähnlich hatte ich mir das auch gewünscht, als ich mir meine erste Analogkamera zugelegt hatte – eine Pentax ME. An die bin ich für ein paar Kröten über Kleinanzeigen ran gekommen. Der Verkäufer hatte auch einige objektive dazu gelegt und ich war glücklich.

Allerdings ist der Effekt, den ich mir dadurch erhofft hatte leider ausgeblieben. Vielmehr war es Stress, anstatt Entspannung 😄 Der Transport des Filmes, war bei der Kamera irgendwie nicht ganz sauber und so kam es häufig vor, dass sich der Film beim aufziehen verziehte oder sich nicht mehr aufwickeln ließ. Von den 10 Filmen die ich damit belichtet hatte, konnte ich nur 3 Stück entwickeln lassen. Das hatte zur folge, dass ich das Fotografieren auf Film erst mal sein lies.

Es gibt auch ein paar weitere Punkte, warum die Analogfotografie für mich eher ungeeignet ist.

Durch das Entwickeln der Bilder – egal ob analog oder digital – gebe ich meinen Bildern genau diese Stimmung, die ich damit erreichen möchte – Kontraste, Licht und Farbe. Klar könnte ich den Film auch selber entwickeln, aber das ist mir ehrlich gesagt zu viel Aufwand. Nicht nur das Entwickeln selber, sondern auch der Umgang mit den Chemikalien und den ganzen Kram der dafür noch benötigt wird. In Schwarzweiß ist dieser zwar auch relativ überschaubar, aber ich möchte eigentlich auch in Farbe fotografieren.

Ein weiterer Punkt der mich bei der Analogfotografie stört ist das analoge an und für sich. An sehr vielen Stellen in meinem Leben, hab ich „auf digital“ umgestellt. Privat und auf meiner Arbeit verwende ich nur noch ganz selten Papier. Auch wenn ich ein gutes Gedächtnis habe, notiere ich mir viele Details, schreibe Tagebuch und lege alles gut sortiert ab. Genau so auch meine Bilder. Das mag sich womöglich nach Kontrollzwang anhören, aber es hat viel mehr damit was zu tun, dass ich es einfach nicht mag, wenn ich mich so viel Papier, Ordner oder andere Gegenstände kümmern muss. Ich finde, das kostet zu viel Energie und Lebenszeit ^^.

Hier dazu noch der Hinweis, das ist meine Meinung und Einstellung die ich für mich gefunden habe. Sie ist auch nicht völlig in Stein gemeißelt und meine Ansichten entwickeln bzw. differenzieren sich im laufe der Zeit. Genau so wie ich beim Schreiben von Songtexten, dann doch wieder auf Stift und Papier zurückgreife, möchte ich die Analogfotografie nicht völlig ausblenden. Die Passende Kamera dafür hab ich auch schon. Vor einiger Zeit hat mir mein Vater seine Chinon CS-4 zusammen mit einigen Objektiven vermacht und mit dieser möchte ich das jetzt nochmal versuchen. Einen Film hab ich auch noch hier herum liegen – ein Kodak Gold dessen Haltbarkeit Anfang des Jahres abgelaufen ist :D.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder, die ich 2021 an einem schönen und sonnigen Herbsttag mit der Pentax gemacht habe, als ich mit meiner Band einen Sonntagsausflug in den Sachsenwald gemacht habe.


Kommentare

11 Antworten zu „Gedanken zur Analogfotografie“

  1. Avatar von Muldenkind
    Muldenkind

    Wirklich schöne Bilder
    Und ja, deine Einschätzung teile ich
    Mein Erbstück von meinem Vater (EOS) habe ich auch noch da liegen

    1. Avatar von Mike

      Vielen Dank!
      Ach schön, kommt die Cannon auch noch zum Einsatz?

      1. Avatar von Muldenkind
        Muldenkind

        Nein, vorerst nicht.
        Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und irgendwann Pack ich sie wieder aus

        1. Avatar von Mike

          Alles hat seine Zeit

  2. Avatar von Matthias
    Matthias

    Moin,
    schön geschrieben! Ich für meinen Teil, bin froh, auf das ganze digitale Zeugs zurück greifen zu können. Aber das ist ja das Schöne an unserem Hobby: Am Ende steht das Bild und es ist egal mit welcher Kamera es aufgenommen wurde. Also: Geht‘s raus und fotografiert! 😉

    1. Avatar von Mike

      Moin Matthias,

      genau so ist es, am Ende zählt das Foto, egal wie es aufgenommen wurde.

      Danke dir vielmals und liebe Grüße

  3. Ja, dieses „analog“… ein schwieriges Thema. Die einen schwören darauf – wegen der Entschleunigung und den analogen Feeling.
    Ich kann mit meiner Fuji das gleiche erreichen: JPEG Rezept rein, kleine SD-Karte – fertig.
    Mich stresst die Ungewissheit ob das Bild was geworden ist.
    Und das warten auf den fertigen Film.

    Es gibt EIN Argument der Analog-Freaks das mich nachdenken lässt: Man hat das Negativ. DAS Original. Das einzige, unverfälschbare wirkliche Original des Momentes.

    Ich bin mit meiner Fuji-Rezepte-Reise sehr zufrieden.

    1. Avatar von Mike

      Moin Oli,

      ja, so hat jede*r sein Punkt. Für mich ist es einfach nur: „ich probiere es jetzt einfach nochmal“

      Die Digitalfotografie hat, wie ich auch schon geschrieben hab“ so viele Vorteile weil es eben nicht analog ist.
      Da bei mir sowieso das Einstellrädchen auf M steht und ich so gut wie immer manuell fokussiere, ist das für mich auch nicht wirklich etwas anderes. Vielmehr gerade das abwarten ob das Bild etwas geworden ist möchte ich. Mich in Geduld üben. Mir nicht nur Gedanken beim fotografieren machen, sondern mir auch merken, was hab ich da eigentlich und wie hab ich es fotografiert.
      Es soll eigentlich mehr ein Lernprozess sein. Nicht alles sofort zur Verfügung haben.
      Ist alles Geschmacks und Ansichtssache und ich erwarte nicht, dass das jemand mit mir teilt. Ich bin kein Meister und kein Guru.

      Zum Thema, dass das negativ DAS Original ist:
      Wenn du Bilder im RAW machst, ist das idealerweise das selbe.
      Egal ob Film oder Sensor, es bleibt eine Lichtempfindliche Oberfläche, die für einen Gewissen Augenblick den Moment erblickt. Die 100%ige genaue Abbildung von der Realität gibt es nicht. Da sehe ich es sogar eher so, dass ein Film da mehr verfälscht, da die chemisch/physikalischen Eigenschaften davon viel mehr schwanken und der Film eine höhere Nichtlinearität hat.
      Und genau da wären wir bei dem Thema was ich zu Beginn mit den Röhrenverstärker geschrieben habe.

      So nun genug gesabbelt.
      Hab den Tag angenehm und danke fürs lesen 😃

      Liebe Grüße

  4. Hallo,
    Mittlerweile gibt es ausreichend gute Labore, die dir die Arbeit abnehmen. Ich lasse auch entwickeln, obwohl mich der Prozess es selber zu machen sehr reizt. Ich fotografiere die Negative dann mit einem Makro selbst ab, so kann ich mir die Scankosten sparen. Eins sollte dir klar sein, ein günstiges Hobby ist die analoge Fotografie nicht. Besonders Farbfilmpreise sind nicht ohne.
    Empfehlen möchte ich es dir trotzdem, weil es einfach anderes fotografieren ist. Besonders dann, wenn alles manuell eingestellt werden muss. Und am ISO Rad drehen geht auch nicht. 😁
    Hast du die Möglichkeit, probiere es einfach aus. Und vergesse einfach mal die Begriffe Entschleunigung und Achtsamkeit, fotografiere einfach mal anders.
    Grüße,
    Jürgen

    1. Avatar von Mike

      Moin Jürgen,

      danke dir!
      Ich möchte das analog Fotografieren ja nicht hauptsächlich machen. Es wird sich, wenn überhaupt auf ein paar mal im Jahr beschränkt sein.
      Das mit dem abfotografieren ist ein guter Punkt und das wird getestet😃

      Hab den Tag fein und danke fürs lesen
      Liebe Grüße

  5. Die Erfahrung mit dem nicht funktionierenden Zug ist sehr ärgerlich! Ich hätte das gar nicht gut verkraftet. Ich bin gespannt, was du noch so in der Analogfotografie erleben wirst und welche Gedanken dich umtreiben werden! Auch wenn du einige negative Punkte genannt hast, so hast du ihr nicht komplett abgeschworen 🙂
    Ich stimme dir bei den meisten Punkten sogar zu – aber irgendwie mag ich die Analogfotografie trotzdem. Am Ende ist es irgendwie auch ein wohliges Gefühl – oder eine Gewohnheit? – das mich an der analogen Fotografie hält.

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